Start solidarischen Wirtschaftens

Barthel Pester

Wie kann heute angesichts des globalen Super-Marktes eine bäuerliche, vielfältige Landwirtschaft erhalten bleiben, die gesunde, frische Nahrungsmittel erzeugt und die Natur- und die Kulturlandschaft pflegt? Bei Solidarischer Landwirtschaft (SoLaWi) werden die Lebensmittel nicht mehr über den Markt vertrieben, sondern fließen in einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von den Teilnehmer*innen mit organisiert und finanziert wird. SoLaWi ist also ein Konzept für die Zukunft.

Heißt für Oldenburg und umzu, wo es keine SoLaWi gibt: Am 16.10. hat im Rahmen des Welternährungstages der Auftakt zur SoLaWi in Oldenburg stattgefunden. Mehr als 120 Menschen interessierten sich für die angehende Umstellung der Demeter Hofgemeinschaft Grummersort, die seit 1979 in Hude-Grummersort im Landkreis Oldenburg Lebensmittel mit Charakter produziert, die gut für Körper, Seele und Geist sind. Der Hof wird ab Mai 2017 ein Viertel seiner hofeigenen Produktion auf das Prinzip umstellen, bei der die Mitglieder einen monatlichen Beitrag zahlen und dafür Gemüse, Milchprodukte, Brot, Eier und Fleisch bekommen. Das Ernterisiko wird dabei genauso geteilt wie das Ernteglück. 60-70 Ernteanteile werden im ersten Jahr vergeben. Ab sofort können Ernteanteile gezeichnet werden. Die Vergabe erfolgt im nächsten Frühjahr bei der sogenannten Bieterunde.

Eine-Welt-Promotorin Ilka Wäsche führte zunächst in die SoLaWi und die weltweite Verbreitung ein und erläuterte die Motivation des Ökumenischen Zentrums, diesen Prozess zu begleiten. Es wurde deutlich, dass diese am Bedarf der Mitglieder und des Hofes orientierte Wirtschaftsweise eine umfassende Antwort auf die globalen Probleme, die durch die Wachstumsorientierung und das Prinzip „wachse oder weiche“ entstehen.

SoLaWi fördert und erhält eine bäuerliche und vielfältige Landwirtschaft, stellt regionale Lebensmittel zur Verfügung und ermöglicht Menschen einen neuen Erfahrungs- und Bildungsraum. Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, haben meist nur die Wahl entweder die Natur oder sich selbst auszubeuten. Ihre Existenz hängt von Subventionen und  Markt- bzw. Weltmarktpreisen ab. Beide sind Faktoren, auf die sie keinen Einfluss haben und die sie häufig zwingen, über ihre persönliche Belastungsgrenze sowie die von Boden und Tieren zu gehen, oder ganz aus der Landwirtschaft auszusteigen. Auch der ökologische Landbau ist von diesem Mechanismus nicht ausgenommen. SoLaWi ist eine innovative Strategie für eine lebendige, verantwortungsvolle Landwirtschaft, die gleichzeitig die Existenz der Menschen, die dort arbeiten, sicherstellt und einen essenziellen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leistet.

Eike, Ilka und Naomi (v.l.n.r.) schildern, welche Freude SoLaWi bereiten kann. Foto: Jörg Hemmen

Eike, Ilka und Naomi (v.l.n.r.) schildern, welche Freude SoLaWi bereiten kann. Foto: Jörg Hemmen

Naomie Ennen stellte die Initiative der Verbraucher*innen vor, die intensive Vorarbeit geleistet hat (u.a. Besuch SoLaWi-Hof Pente in Bramsche im Landkreis Osnabrück, Homepage- und Flyergestaltung, Begleitung des Hofes, Präsenz auf öffentlichen Veranstaltungen, Versenden des Newsletters) vor, sowie die Hauptmotivationen der Gruppe, die sich 14-tägig im Ökumenischen Zentrum trifft. Die Gruppe begeistert sich im Wesentlichen für die SoLaWi, weil sie bäuerliche Arbeit wieder mehr wertschätzen und die Stadt-Land-Beziehungen stärken möchte.

Eike Frahm, einer der drei Junglandwirte, die derzeit die Hofgemeinschaft Grummersort von den Familien Kipping und Zimmermann übernehmen, machte deutlich, dass sie den Hof entgegen den Trends der Spezialisierung und des Wachsens vielfältig erhalten möchten und sich ihr umfassendes Angebot perfekt für die SoLaWi eignet. Sein Ziel ist es, mit den Mitgliedern in den Dialog zu treten und auch betriebliche Entscheidungen mit ihnen zusammen zu treffen.

Jens Peters von der SoLaWi Oldendorf, die vor allem Verbraucher*innen in Bremen beliefert, berichtete aus dem Alltag und machte deutlich, dass sich der Lebensstil durch die Mitgliedschaft verändert und auch herausfordert und dass er es jedem empfiehlt, sich auf das Abenteuer einzulassen.

Ilka, Naomi, Eike und Jens (v.r.n.l.): In einer SoLaWi profiteren alle Beteiligten von dieser Beziehung. Foto: Jörg Hemmen

Ilka, Naomi, Eike und Jens (v.r.n.l.): In einer SoLaWi profiteren alle Beteiligten von dieser Beziehung. Foto: Jörg Hemmen

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