Leise auf großer Reise

Barthel Pester

Leise auf großer Reise oder entspannt mit Bibi und Tina und Zoe´ auf Track

Blogbeitrag unserer Familie zur Nutzung von E-Carsharing bei cambio (die/der Autor:in ist der Redaktion bekannt)

Eins vorweg, normaler Weise nutzen wir für diese Strecke ins Berliner Umland die Bahn. Trotz aller Makel bietet sie im Fernverkehr, gerade mit Kind, auch Vorteile. Neben einem guten Klimagewissen gibt´s Platz für Ablenkung und Zeitvertreib. Dank W-Lan können auch „Bibi und Tina mit Amadeus und Sabrina“ kostenlos mitfahren. Letztere passten auch in den Coronahochphasen in die Fiesta von cambio, für das gute Klimagewissen war aber kein Platz mehr. Doch wie ist das, wenn wir nun mit der Zoé, dem ersten batterieelektrischen Fahrzeug in der Cambioflotte fahren würden? Und funktioniert das überhaupt, wenn der Track (Fahrstrecke) fast 500 Kilometer lang ist?

Die Neugierde war geweckt und nun sitzen wir buchstäblich mit Spannung und mit Sack und Pack und, dank Android Auto und Spotify, eben auch mit dem gesamten Martinshof, in der Zoé.

Heia Zoé! Los geht´s!

Nachdem wir das Ladekabel von der Ladestation abgezogen (und im Kofferraum verstaut haben), haben wir sicherheitshalber die Anzeige für die Restreichweite aktualisiert. Nun stehen dort prognostizierte 333 Kilometer. Doch stimmt das, wenn man die Autobahn nutzt? Ich programmiere unser Reiseziel ins Navi der Zoé. Im Display, auf der zweiten Folie sehe ich, dass ihr Horizont nur bis maximal Braunschweig reicht. Da wir Autobahn fahren, können wir auch nicht die etwas längere Reichweite im Eco-Modus zu Grunde legen. Das bedeutet, dass wir mindestens einmal zwischenladen müssen. Zur Sicherheit haben wir uns die EWE GO Ladeapp installiert, um rechtzeitig zu wissen, wo es Ladestationen gibt, die mit der EWE GO Karte von cambio funktionieren. Letztlich ist das aber dasselbe, wie mit der Tankkarte, wo man auch schauen muss, wo diese zum Bezahlen eingesetzt werden kann. Für den schlimmsten anzunehmenden Fall, der Akku ist fast leer, haben wir zur Sicherheit auch die App der EnBW installiert, da hier noch weitere Ladesäulen hinterlegt sind. Beide Apps sind kostenlos erhältlich und geben gute Orientierung.

Bemerkenswert ist, wie leise es in der Zoé zugeht. In allen drei Pferdetempi Schritt, Trab und Galopp, ist von der Zoé, anders als bei ihren Vor-Vorfahren, den Pferden, kein Schnaufen und Brummen zu vernehmen. Da auch „kein Benzin umgerührt werden muss“ (Handschaltung), haben das linke Bein und der rechte Arm alle Freiheiten und ein Gefühl von Ponyhofromantik stellt sich beim Blick auf die Landschaft, die sich im schönsten Frühlingsgrün im Sonnenschein präsentiert, ein.

Während das Kind auf der Rückbank knuspernd den Abenteuern in Falkenstein lauscht, stelle ich den Tempomat auf 122 Kilometer pro Stunde ein. In Physik war ich nie die hellste Leuchte, aber es reicht, um zu wissen, dass jedes Km/h mehr, zunehmend gefräßiger am Akku nagt. Also hoooo! Zoé! Wir belassen es beim langsamen Galopp. Mit E-Auto braucht´s kein Tempolimit, da man die vermeintlich gewonnene Zeit doppelt so lang an der Ladesäule verbringen wird.

Am Bremer Kreuz, bei der Auffahrt zur A27, ist meine Welt, trotz durchlebten Stau am Kreuz Stuhr, noch in Ordnung. Mir fällt aber auf, das mein Blick, anders als sonst, weniger auf dem Tachometer (das macht der Tempomat), sondern auf die Restreichweitenanzeige fällt. Dies als Reichweitenangst zu bezeichnen wäre übertrieben, aber es reicht, um die grauen Zellen im Kopf mit Dreisatzaufgaben zu fordern. Denn der Horizont der Zoé beginnt nun merklich zu schrumpfen. Zum Glück verbraucht ein E-Auto, aufgrund des hohen Wirkungsgrads, im Stau kaum etwas von seinem Energieproviant.

Von daher bleiben wir, wie Freddy im Hörspiel, cool und gelassen. Die anvisierte Ladestation in Lehrte ist noch 100 Kilometer entfernt. Da jede Station mindestens zwei Ladepunkte hat, sollte für uns bei Ankunft auch ein Ladestellplatz zur Verfügung stehen.

Es ist soweit! Mit noch 28 Prozent Akkukapazität „im Futtersack“ erreichen wir unseren Zwischenstopp am Autohof Lehrte an der A2. Die Tochter auf der Rückbank sieht sie als erste. Auf dem Parkplatz einer bekannten Fastfoodkette steht sie: die Schnellladesäule mit Gleichstrom CCS-Anschluss. Dank dieses Steckers, durch dem in diesem Fall 50 Kilowatt Leistung fließen, kann unsere Zoé (maximale DC-Ladeleistung: 50 Kilowatt – ja, ich habe mich auch hierzu vorab informiert.) binnen 40 Minuten auf 80 Prozent mit Gleichstrom schnellgeladen werden. Die achtjährige Tochter besteht darauf, die Zoé selber zuladen und schnappt mir die EWE GO Ladekarte aus dem Bordbuch vor der Nase weg. Okay! Fein!

Da schauen wir mal, ob das E-Autoladen an öffentlichen Schnellladesäulen sprichwörtlich kinderleicht ist. Siehe da! Dank der fotobebilderten Anleitung auf dem Bildschirm der Ladesäule sind die Tasten und Touchfelder schnell gedrückt, die Ladekarte identifiziert und Tatataaaaa! Die Zoé „nuckelt“ an ihrer Öko-Stromtränke genüsslich vor sich hin. Da eine Gleichstromschnellladesäule mit festangeschlagenem Ladekabel daherkommt, fällt zum Glück auch nicht auf, dass ich das Wechselstromladekabel ganz unten im Kofferraum gelegt habe, wo jetzt unser Gepäck draufsteht. Kein Auspacken nötig, puh!

Während die Zoé also ihren Durst löscht, nutzt unsere Tochter die Zeit, sich auf dem Spielplatz der Fastfoodkette auszutoben. Hier gäbe es sogar Butterkuchen, aber so gut wie bei Frau Martin schmeckt der bestimmt nicht. Daher bleiben wir als Vegetarier außerhalb der Burgerhöhle und vertreten uns die Beine. Nach 40 Minuten hat sich die Zoé tatsächlich zu 80 Prozent „betrunken“ und so fädeln wir uns wieder auf die Autobahn ein.

Beschwingt geht´s weiter Richtung Osten, nur um vor Magdeburg in der hässlichen Realität zu landen. Bedingt durch eine dortige Baustelle und eines dort liegengebliebenen Reisemobils, stehen wir fast zwei Stunden im Stau. Den „Stop and Go“ kann ich zwar dank der automatischen Parkbremse komfortabel bewerkstelligen, aber die Wartezeit zerrt an unseren Nerven. Hinzukommt, dass wir unsicher werden, was die Restreichweite betrifft. So beschließen wir, auf Nummer sicherzugehen und noch einen weiteren kurzen Ladestopp auf einem Autohof in Wollin einzulegen. Das wir mit der EWE GO Ladekarte berechtigt sind an den Aral Schnellladesäulen zu laden, überrascht uns ein wenig. Der erste Versuch scheitert zwar, aber wie wir im Nachhinein feststellen, lag dies an der verkehrten Abfolge beim Anschließen des Ladekabels. Augen auf! Bei so einem Ladestopp an der Autobahn bleibt es nicht aus, auch mit anderen E-Autofahrer:innen ins Gespräch zu kommen. Gegen die sogenannte „Ladeweile“ hilft Fachsimpelei mit anderen „Elektromobilist:innen“. Um uns herum sind auch zwei belgische E-Autos beim Aufladen. Siehe da! Dort traut man sich auch schon ins europäische Ausland. Deren belgische Ladekarten funktionieren also auch in der Steppe Brandenburgs. Mit 60 Prozent räumen wir angesichts des hohen Andrangs den Ladestellplatz und fahren weiter.

Nach weiteren eineinhalb Stunden Fahrtzeit erreichen wir unser Ziel. Laut Akkuanzeige haben wir noch 88 Kilometer „im Futtersack“. Vertrauend auf unsere neugewonnene E-Auto-ErFAHRung fallen wir nach kurzer Begrüßung, nach gut neunstündiger Reise, hundemüde in die Betten. An unserem ersten Besuchstag, heißt es in der nächstgelegenen Stadt Einkäufe zu erledigen. Die Zoé steht, da sind wir wieder beim Thema, wie zu Hause am PFERDEmarkt, an einer Wechselstromladesäule und futtert sich ohne Zeitdruck voll.

So geht´s dann umgekehrt nach drei Tagen zurück nach Oldenburg. Jetzt sind wir sogar so mutig und schaffen dieselbe Strecke mit nur einem Ladestopp. Nach sechsstündiger Reisezeit, mit nur einem richtigen Stau, schaffen wir es, inklusive eines längeren Ladestopps bei Königslutter, zu Hause anzukommen. Wie verlautet es Erwin Erzähler am Ende jeder „Bibi und Tina“ Folge immer so schön? Auch wir haben, wie auf dem Martinshof, ein Happyend mit „Friede, Freude, Eierkuchen“!

Unser Fazit:

Vielleicht ist man mit einem Verbrenner auf dieser (Lang-) Strecke insgesamt eine knappe Stunde schneller unterwegs, dafür hat man ein gutes Klimagewissen. Und für die Zukunft? Wer weiß? Vielleicht ist Bibi bald nicht mehr die Einzige die mit einem Besen fliegen kann? Bis dahin bleiben wir, wie Bibi ihrer Sabrina, der Bahn, aber auch der Zoé treu. Der Mix macht die Abwechslung! Dann aber bitte mit einem anderen Hörspiel. Wie wäre es mit „Der Schule der Magischen Tiere“? Bitte, bitte, Töchterchen!

Unsere „Tipps“ beim Fahren mit der Zoé:

Keine (Reichweiten-) Angst! Es gibt mittlerweile genug freie und verfügbare öffentliche Stromlademöglichkeiten entlang der Autobahnen. Die Ladeapp der EWE GO kann und sollte sogar zur Navigation verwendet werden. Somit ist zudem gesichert, dass die cambio-Ladekarte aus dem Bordbuch von der Ladestation akzeptiert wird (bei uns: EWE Go, EnBW, Fast E, Aral pulse, Kaufland, Wohnungsgenossenschaft (durch Eon)).

Abgesehen von der Fahrzeugbeleuchtung greifen E-Autos wenn sie (im Stau) stehen, allein für den Komfort der Insassen „in den Futtersack“. Daher lieber Sitz- als Raumheizung und bei Hitze die Klimaautomatik, auch aus gesundheitlichen Gründen, nur geringfügig einschalten. Der aktuelle Stromverbrauch verbleibt dann im Stau bei unter einer Kilowattstunde.

An Gleichstromladesäulen sollte man, unter anderem um den Akku zu schonen, nur bis auf circa 80 Prozent laden. Im Prinzip ist es wie wenn man ein fast leeres Glas mit Cola auffüllt. Zu Beginn kann man ganz schnell viel einfüllen, aber, wenn man sich dem oberen Drittel des Glasrands nähert, schwenkt man die Cola Flasche automatisch langsam zurück, um das Einfüllen besser kontrollieren zu können, damit nichts überläuft. So verhält es sich auch beim Gleichstrom. Zudem dauern die letzten 15 Prozent am Längsten. Die Ladeleistung sinkt rapide ab. Hier zu warten lohnt sich kaum.

Das Aufladen am besten erledigen, wenn der Akku noch von der Fahrt warm ist. Das spart Zeit und schont die Akkuzellen.

Die „Eco“ Taste unter dem zentralen Bildschirm kam bei uns immer sofort zum Einsatz, wenn die Geschwindigkeit absehbar unter 100 Kilometer pro Stunde sein wird (Autobahnbaustellen, Landstraßen und innerorts). Hierdurch werden die Leistung und damit einhergehend auch der Stromverbrauch reduziert. Die Zoé ist dann immer noch ausreichend spritzig. In Verbindung mit der automatischen Parkbremse (kleiner Schalter unterhalb der Parkbremse) verzögert die Zoé spürbar und speist Bremsenergie zurück in die Batterie (sogenannte Rekuperation). Weiterer Vorteil: Der Fuß kann im Stand von der Bremse genommen werden, da die Zoé nicht wegrollen, bzw. losfahren kann.

Einfach mal das Radio ausschalten und die Ruhe beim Zoé Fahren genießen.

Generell: Die Bahn ist besser als ihr Ruf. Wenn man gut neun Stunden für 450 Kilometer benötigt, dann weiß man, dass die Verkehrswende nicht allein mit der Umstellung auf E-Autos funktioniert. Auf den (deutschen) Straßen ist viel zu viel Autoverkehr.

One Comment

  1. Fredi Jeschke Antworten

    Danke für die tolle Geschichte und die vielen Informationen. Das muss ich unbedingt mal ausprobieren.

    http://fredi-jeschke.de

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