Einsamkeit reparieren

Barthel Pester

Die Coronakrise wird dereinst geprägt von Erzählungen negativer Inhalte: Die meisten Geschäfte waren über Wochen geschlossen, Menschen fürchteten um ihre Arbeitsplätze, Schutzmasken und ihre Beschaffung waren das Symbol der Krise, New York wurde zur Geisterstadt und die Pandemie bedrohte vor allem alte und kranke Menschen. Doch es werden auch Geschichten erzählt werden, die von solidarischem Handeln untereinander geprägt sind, davon, wie Einsamkeit kreativ macht und wie sich die Luftverschmutzung reduzierte.

Der Bericht, der an dieser Stelle niedergeschrieben wird, ist einer, der von Solidarität und Nachbarschaft handelt, von gegenseitigem Aushelfen und Unterstützen, vom unkomplizierten Miteinander, von Großzügigkeit und Achtsamkeit.

Seit dem 16.03.2020 sind in Niedersachsen alle Alten- und Pflegeheime geschlossen. Keine Besuche von Verwandten und Freund*innen sind mehr möglich. Viele Alte fürchten sich vor dem Virus und leiden unter der Insolation. Eine Engagierte einer Oldenburger Nachhaltigkeitsinitiative, nennen wir sie Katharina, hatte eine Idee, wie diesen älteren Menschen in Alten- und Pflegheimen aus der staatlich verordneteten Isolation geholfen werden kann: Repair Cafés rufen zu Spenden von Laptops, Tabletts und IPads auf, spielen ein Kommunikationstool drauf und verteilen die gespendeten Geräte an Altenheime. Gesagt getan, in der Kreuzkirche in Eversten wurde den Repair Cafés ein Raum zur Verfügung gestellt (Danke, Willi), die beiden ehrenamtlichen Reparateure Dirk und Wolfgang (super, ihr Beiden) erklärten sich bereit, die gespendeten Geräte entsprechend zu bearbeiten und mit Hilfe der Presse wurden zwei Annahmetermine in der letzten Woche bekannt gegeben.

Die Hilfsbereitschaft war riesig, knapp 50 Geräte wurden gespendet und per E-Mail an info@repaircafe-oldenburg.de kündigten noch viel mehr Menschen an, nicht benötigte Geräte zu spenden. Die Diakonie betreibt in Oldenburg sechs Altenheime und erklärte sich bereit, die Geräte in ihren Einrichtungen unterzubringen, um den Bewohner*innen Videoanrufe mit ihren Angehörigen anbieten zu können. Dort geschieht die Tage ein erster Testlauf.

Deutschland ist vom Pflegenotstand direkt in die größte medizinische Krise der bundesdeutschen Geschichte geschlittert. Den Mitarbeitenden der Alten- und Pflegeheime gebührt größte Hochachtung. Was Material wie Atemschutzmasken, Handschuhe und Schutzanzüge betrifft, sind Pflegheime das schwächste Glied in der medizinischen Versorgungskette. Hierzulande gibt es 3,4 Millionen pflegebedürftige Menschen, etwa 1,2 Millionen Beschäftigte sind in Pflegediensten und -heimen beschäftigt.

Die Pandemie hat den Alltag in den Altenheimen neu geregelt, denn das Personal ist noch stärker gefordert als vor der Coronakrise. Kontaktsperren sind gerade für Demenkranke schwer umzusetzen, eine Isolierung dieser Menschen ist kaum möglich. Gerade in Altenheimen fällt es schwer, Distanz zuhalten. Und das Personal muss noch penibler auf Hygiene achten. An den Pflegenden und Betreuenden bleibt alles hängen: Ängstliche Bewohner*innen müssen beruhigt, mutmasslich aufgebrachte Angehörige am Telefon besänftigt werden. Und das alles mit der eigenen Sorge verbunden, als Pflegekraft bloß nicht selbst zur Überträger*in zu werden. Corona bringt viel zutage.

Nun soll mit Hilfe der Repair Café Bewegung versucht werden, den fehlenden Kontakt zu den Angehörigen und Freund*innen aufzufangen.

Wir halten Sie und dich an dieser Stelle auf dem Laufenden und werden berichten, wie die ersten gespendeten Geräte bei den Heimbewohner*innen ankommen. Herzlichen Dank an die Menschen, die diese Aktion durch ihre Spende erst ermöglicht haben.

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