Reparieren im Edith-Russ-Haus

Barthel Pester

Repair Cafe im Edith-Russ-Haus am 12.02., 04.03. und 25.03. jeweils mittwochs von 15 – 17 Uhr

Das Edith-Russ-Haus in Oldenburg und die Repair Café Bewegung kooperieren im Rahmen der Ausstellung Possessed Landscapes. Die Ausstellung stellt bildhaft dar, wie Landschaften durch industrielle Verfahren grundlegend verändert und ausgebeutet wurden. Sie bedürfen einer Reparatur, für die sich jedoch kaum jemand als zuständig erachtet. Diesen reparierenden Bezug stellen Repair Cafés im Rahmen der Ausstellung Possessed Landscapes her, wenn von ehrenamtlichen Reparateur*innen versucht wird, Kleidung zu reparieren und defekten Gegenständen zu einer zweiten Chance zu verhelfen.

Dark Matter - Filmstill © Viktor Brim 2020

Dark Matter – Filmstill © Viktor Brim 2020

Informationen zur Ausstellung Possessed Landscapes:

Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 14 – 18 Uhr, Samstag – Sonntag 11 – 18 Uhr, Montag geschlossen, bis 29. März 2020 geöffnet

Die internationale Gruppenausstellung Possessed Landscapes beschäftigt sich mit künstlerischen Repräsentationen von Landschaft – allerdings nicht in ihrer kunsthistorischen Darstellung als Ort der Erholung, als allegorisches Instrument oder als Platzhalterin für erhabene Schönheit. Possessed Landscapes untersucht vielmehr die Beziehungen zwischen Menschen und dem Land unter den Gesichtspunkten der Extraktion, Ausbeutung und Kolonisierung.

Den Ausstellungstitel Possessed Landscapes kann man mit „Landschaft im Besitz“, aber auch mit „Besessene Landschaft“ übersetzen. Er verweist sowohl auf indigene Vorstellungen, nach denen das Land von Vorfahren bewohnt wird, als auch auf deren Verdrängung durch eine industrielle Inbesitznahme von Land, die auf unbegrenzte Extraktion abzielt und neue Landschaften der Gier erzeugt.

Die eingeladenen Künstler*innen setzen sich mit Landschaften auseinander, die durch industrielle Verfahren grundlegend verändert wurden. Diese Ausbeutung der Landschaft beginnt oft mit der Enteignung von Land und der Entrechtung der dort Lebenden. Die verbleibenden Menschen wirken in diesen dystopischen Landschaften wie Fremdkörper.

Die Ausstellung befasst sich auch mit einer propagandistischen Bildsprache, die industrielle Ausbeutung als „Abenteuergeschichte“ darstellt (wie zum Beispiel die Kampagnen der Fracking-Industrie und der Diamantenminen, die Russlands kolonialistischen Zielen dienen). Possessed Landscapes stellt solchen Bildwelten künstlerische Arbeiten gegenüber, die die Verhältnisse sichtbar machen, aus denen diese sozialen und ökologischen Landschaften hervorgegangen sind.

Viele der ausgestellten Projekte haben ihre Bilder mit Drohnen aufgenommen – eine relativ neue Form filmischer Bilder. Es geht dabei weniger um spektakuläre Luftaufnahmen, sondern um Drohnen als preiswerte und leicht verfügbare Instrumente für zivile forensische Recherchen, mit denen man die Praktiken der Industrie und den Zustand verschiedener Ökosysteme untersuchen kann.

Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten umfassen ortsspezifische Installationen, Videos und Videoessays. Sie behandeln auf vielfältige Weise den ausgeprägten Gegensatz zwischen industriell-modernen und überlieferten indigenen Vorstellungen. In unserer Gesellschaft wird Land als „billige Natur“ gesehen, das ohne Gegenleistung ausgebeutet wird. Viele indigene Gruppen lehnen diese „parasitäre“ Beziehung ab − für sie ist das Land nicht Eigentum des Menschen, es ist vielmehr umgekehrt das Land, welches die Menschen besitzt.

Mit Viktor Brim, Tanja Engelberts, Rachel O’Reilly, Zhou Tao und Zina Saro-Wiwa.

 

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