Die Deutsche Bahn ist der größte Verbraucher von Glyphosat in der Bundesrepublik. Das ARD-Magazin Report Mainz berichtete über die Kritik an der mangelnden Information und Ausbringung des Herbizids zur Vernichtung von Unkraut auf den Gleisanlagen.
Direkt nach Produktion des Berichts gab die Deutsche Bahn bekannt, gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium ein Forschungsprojekt zur Untersuchung von Glyphosat-Alternativen anstoßen zu wollen. Infrastruktur-Vorstand Ronald Pofalla (CDU) betonte: „Für die DB und für mich stehen der Klima- und Umweltschutz an oberster Stelle. Daher arbeiten wir mit Hochdruck daran, Alternativen zum Einsatz Glyphosat zu entwickeln. Zusammen mit dem Bundesumweltministerium wollen wir ein Forschungsprojekt aufsetzen, um wirksame Möglichkeiten zu finden, die 33 000 Kilometer Streckennetz ohne Glyphosat und damit ebenso umweltfreundlich wie sicher zu betreiben.“ Auf Nachfrage teilte die Deutsche Bahn mit, sich vor allem auf drei Alternativen konzentrieren zu wollen: die Vernichtung von Unkraut durch Heißwasser, elektrischen Strom und UV-C-Licht. Prof. Dr. Dirk Bunke vom Öko-Institut hält die vorgeschlagenen Alternativen für sinnvoll. Er rät der Deutschen Bahn weiterhin zu überprüfen, ob nicht bereits heute die Menge des ausgebrachten Glyphosat durch den Einsatz „optoelektronischer Verfahren“ erheblich gesenkt werden könne. Weiterhin sollten stoffliche Alternativen zu Glyphosat untersucht werden.
Das Öko-Institut hatte bereits 1999 im Auftrag der Deutschen Bahn AG eine Studie zur Vegetationskontrolle durchgeführt. Das Ergebnis: Der Einsatz von Herbiziden solle minimiert, die angewandten Maßnahmen sollten öffentlich kommuniziert werden. „Aufgrund dieser Vorgaben ist die Symptombekämpfung durch die Herbizidmethode – flächendeckend im Schotterflankenbereich und Randbereich – die ökologisch problematischte der miteinander verglichenen Methoden, da hier das Potential zur Oberflächen- und Grundwasserbelastung eindeutig belegt ist.“, heißt es in der Studie klar. Weiter: „Die Datensätze, die der ökologischen Bewertung der eingesetzten Wirkstoffe zugrunde liegen und die Bewertungsmethodik sollten zur Erhöhung der Transparenz und der Akzeptanz öffentlich sein. Für denselben Zweck ist die Nennung der eingesetzen Wirkstoffe, der Aufwandsmengen, der behandelten Strecken und des Erfolges der Anwendung wünschenswert.“ Außerdem könne das Pflanzwachstum nicht nur symptomatisch, sondern auch ursächlich bekämpft werden, wie zum Beispiel durch Böschungspflege und bauliche Änderungen: „Hierzu zählen zum Beispiel die pflanzenfeindliche Gestaltung der Randwege (Wahl des Materials, Versiegelung), der Einbezug von Folien und Abdeckmaterial.“
Wie verfahren die Bahn-Unternehmen anderer Länder mit unerwünschten Pflanzen? Auch die Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) und die Schweizerische Bundesbahnen (SBB) benutzen Glyphosat, allerdings in einem anderen Umfang. Von 2014 bis 2018 hätten die ÖBB den Verbrauch auf 2,7 Tonnen halbiert, was vor allem durch selektive statt flächendeckender Anwedung erreicht worden sei. Das langfristige Ziel sei, vollständig ohne Glyphosat auszukommen. Dazu seien bereits 2018 Untersuchungen angestellt worden, allerdings bisher ohne positives Ergebnis. Die SBB verbrauchten 2 bis 3 Tonnen Glyphosat pro Jahr. „Im Vergleich zur Landwirtschaft und dem Verkauf an Private ist die SBB mit einem Verbrauch von circa 2–3 Tonnen pro Jahr bei 7 600 Kilometer Gleislänge eine kleine Verbraucherin (weniger als 2 Prozent der schweizweit verkauften Menge).“, teilen die SBB mit. Die Fahrten zur Böschungspflege sind öffentlich einsehbar.
Konkrete Details gibt es zu den Änderungen bei der Deutschen Bahn noch nicht, diese werden wohl ausschlaggebend für die Zukunft der Bahninfrastruktur in Deutschland sein. Eine transparente Datenlage wäre auf jeden Fall ein erster, zudem sehr einfacher Schritt.