Alte Heimat – neue Heimat

Barthel Pester

Die Oldenburger Schreibwerkstatt hat ein Buch herausgebracht, das es in sich hat: 65 Kinder und Jugendliche erzählen ihre Geschichte, warum sie ihre Heimat verlassen haben, wie sie nach Oldenburg gekommen sind und wie es ihnen hier geht. „Alte Heimat – neue Heimat“ heißt es und ist „cool zu lesen oder irgendwie doch nicht so cool“, wie es eine elfjährige zuhörende Schülerin bei der Vorstellung dieses Buches im PFL genannt hat. Sie meinte damit, dass die Geschichten, in denen Krieg und Flucht und ertrunkene Geflüchtete eine maßgebliche Rolle spielen, für sie nicht einfach zu lesen sei, denn ihr und den meisten von uns in Deutschland lebenden Menschen ginge es ja auf den ersten Blick erst einmal sehr gut. Hier finden ja Gottseidank keine kriegerischen Auseinandersetzungen statt.

cid_3e5ae24a-b0e6-4657-ae58-895f9266d455fritzLiane Hadjeres von der Oldenburger Schreibwerkstatt ist es zu verdanken, dass dieses beeindruckende Buch zustande gekommen ist. Es ist in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde Nikolai Eversten entstanden und von der LZO Stiftung, der Bürgerstiftung und der Aktion Mensch finanziell ausgestattet worden. Es kostet acht Euro, ist über die Emailadresse info@oldenburger-schreibwerkstatt.de zu beziehen und der Erlös kommt den Ärzten ohne Grenzen zugute. Fünf Schulen sind daran beteiligt und die Erstaufnahmeeinrichtung Kloster Blankenburg.

img_20160919_132256Die Leser*innen dieses Buches erfahren wahrscheinlich erstmals, wie es Kindern und Jugendlichen damit geht, ihre Heimat verlassen zu müssen, was sie unterwegs erleben, wen sie unterwegs verlieren, wie lange es dauert, bis sie an einem Ziel ankommen, das ihnen nicht bekannt ist und wie ihnen die Menschen an dem Ort begegnen, wo ihre Flucht endet.

Die Kinder und Jugendlichen haben nicht nur ihre eigene Geschichte in ihrer Schrift niedergeschrieben, sie haben sie um ein selbst gemaltes Bild ergänzt und dieses Bild sagt so manches Mal viel darüber aus, wo der Schwerpunkt ihrer Geschichte liegt. Diese Bilder gehen als eine Wanderausstellung auf die Reise. Bei der Buchvorstellung im PFL haben viele der jungen Autor*innen ihre eigene Geschichte vorgelesen, mache sogar auf deutsch. Die jeweiligen Sprachen wie arabisch oder Farsi wurden ins deutsche übersetzt, so dass die mehr als 100 Zuhörer*innen jede Geschichte inhaltlich verstehen konnten. Ob sie seelisch auch nur annähernd verstanden werden konnten sei dahingestellt.

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