Wickeln mit Wolle

Barthel Pester

Der Bloggerin Anna Menke kommt so schnell nichts Neues in die Tüte. Sie beschreibt, wie sie ihren Alltag durchzieht, ohne ein neues Produkt zu kaufen. Es gibt Alternativen ohne Ende. Sehr spannend zu lesen. Nun macht Anna in einem Offenen Brief auf das ewige Problem von Plastikwindeln aufmerksam und verbidet dies mit einem klasse Vorschlag:

Einführung eines Windelzuschusses in Oldenburg

Sehr geehrte Mitglieder des Oldenburger Stadtrates,

haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, wie viel Müll durch Wegwerfwindeln entsteht? Ein einziges Kind in unserer Stadt benötigt über die gesamte Wickelzeit etwa 5.000 Einwegwindeln und erzeugt damit 1.000 Kilogramm grauen, nicht recycelbaren Müll. Für die Bundesrepublik als Ganzes bedeutet dies Folgendes: In den letzten zehn Jahren gab es durchschnittlich 710.000 Geburten. Wenn hier alle Kinder eines Jahrganges mit Einwegwindeln gewickelt würden, entsteht dadurch ein riesiger Müllberg von 3.550.000.000 Wegwerfwindeln. Bereits heute, so der BUND, machen Wegwerfwindeln etwa 10% des Gesamtmüllaufkommens in der grauen Tonne aus und stellen damit die größte Einzelposition dar.

Dieser Müllberg erzeugt für uns als Gemeinschaft riesige Kosten. Der nasse und verschmutzte Windelmüll muss unter Aufwendung von viel Energie in unseren Müllverbrennungsanlagen beseitigt werden, wobei nicht abbaubare Produkte wie verdünnte Salpetersäure, Elektrofilterasche sowie organische Giftstoffe zurückbleiben, welche als Sondermüll eingelagert werden müssen. Dies geht aus einem Interview mit einer Chemikantin auf der Seite deine-stoffwindel.com hervor. Allein im Landkreis Bayreuth mit seinen etwa 100.000 Einwohnern fielen im Jahr 2004 Entsorgungskosten in Höhe von 250.000 € für Wegwerfwindeln an. Somit ist die Reduzierung von Wegwerfwindeln ein riesiger Hebel zur Reduzierung des Gesamtmüllaufkommens sowie der damiteinhergehenden Kosten.

Eine Lösung für dieses Problem stellt die wiederverwendbare Stoffwindel dar, welche heutzutage eine sehr ernstzunehmende Alternative zur Wegwerfwindel ist. Eine Studie mit dem Titel „An updated lifecycle assessment study for disposable and reusable nappies“ aus dem Jahr 2008 zeigt die öknomomische und ökologische Sinnhaftigkeit von Stoffwindeln sehr gut auf. Darüber hinaus haben moderne Stoffwindeln heutzutage nichts mehr mit dem zu tun, was wir von früher kennen. Die Stoffwindelsysteme sind leicht zu handhaben und zu pflegen. Gestützt wird die Sinnhaftigkeit von Stoffwindeln zudem durch das Abfallvermeidungsgesetz der EU, welches die Länder dazu auffordert, Ressourcen zu sparen. Auch im neuen Abfallvermeidungsprogramm der Bundesregierung mit dem Titel „Wertschätzen statt wegwerfen“, spiegelt sich die Bedeutung dieses Themas wider.

Ich schreibe Ihnen, weil ich die Bitte an Sie habe, auch in unserer Stadt ein Umdenken einzuleiten und die Stoffwindel aktiv zu unterstützen.

In Deutschland gibt es bereits viele Städte und Landkreise, die die Nutzung von Stoffwindeln finanziell fördern. Die Familien erhalten bei Anschaffung einen finanziellen Zuschuss. Die Bezuschussung ist wichtig, da für viele Menschen die Erstausstattung eine hohe finanzielle Hürde darstellt. Die Kosten belaufen sich auf ca. 250 bis 500€, je nach gewähltem Stoffwindelsystem.

 

Ich würde mich freuen, wenn wir ins Gespräch über die Thematik kommen, um das aktive Umdenken in unserer Stadt anzuregen. Denn Fakt ist: Etwas zu verbrennen oder zu recyceln, wird nie besser sein, als etwas gar nicht erst entstehen zu lassen.

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https://archive.vn/20121227190612/https://www.landkreisbayreuth.de/UmweltGesundheit/Umwelt/Abfallwirtschaft.aspx?view=~/kxp/orgdata/default&orgid=6b0f46ef -6df0-4dfc-8b73-caaa8147d5f9

Aumônier, S., Collins, M., & Garrett, P. (2008). An updated lifecycle assessment study for disposable and reusable nappies. Environment Agency.

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