Autos stinken, Fahrräder nicht

Barthel Pester

Ein Beitrag von Stefan Mahl, Ecocion.

Mensch könnte glauben, dass in Oldenburg die Welt untergeht, Umweltzonen drohen, Fahrradstraßen entstehen und Autoparkplätze werden gestrichen werden, die Innenstadt wird menschenleer und alle Geschäfte gehen pleite. Das ist zwar alles nicht richtig, macht sich als Stimmungsmache aber ganz gut. Oldenburg, wie auch viele andere Städte, hat ein Problem: Die Feinstaubbelastung ist zu hoch und das nicht erst seit gestern. Dies wurde aber immer verdrängt und es wurde an keinerlei Lösung gearbeitet, nun ist das Entsetzen groß und Lösungen sind rar. Sicher aber ist: Autos sind nicht nachhaltig und giftig noch dazu.

Oldenburg ist keine Fahrradstadt, in Oldenburg fahren recht viele Menschen Rad, das war es aber auch schon. Sicher, es geht in vielen Städten noch schlechter, sich mit dem Rad fortzubewegen, aber Oldenburg ist weit davon entfernt, eine Fahrradstadt zu sein.

Es ist wie überall in Deutschland, das Auto ist das dominierende Fortbewegungs- und Transportmittel, dafür ist alles ausgelegt. Das Fahrrad alleine ist auch sicher nicht die Antwort auf die Feinstaubbelastung der Innenstädte, es kann aber Teil der Lösung sein. Nur alleine dafür, um das auch nur ansatzweise umsetzbar zu machen, müssten enorme Umbauarbeiten am Radwegenetz Oldenburgs vorgenommen werden. Wer einmal morgens mit dem Strom der Schülerinnen und Schüler gen Innenstadt geradelt ist, kann sich vielleicht ansatzweise vorstellen, wie es auf Oldenburgs Radwegen aussehen würde, wenn da auch noch zusätzlich hunderte Lastenräder oder gar noch größere Transporträder unterwegs wären. Wir (Anmerkung der Redaktion: Mit wir ist Ecocion gemeint) liefern nun schon über 20% unserer Abokisten mit dem Rad aus, aber wir sind auch nur eine klitzekleine Firma. Wenn das auch andere große Firmen ad hoc machen würden, es sind gigantische Mengen an Waren, die hier so tagtäglich durch die Gegend geschippert werden. Wir fürchten dass sich die Verantwortlichen kein realistisches Bild davon machen wie das funktionieren sollte. Mit dem vorhandenen Radwegenetz sicher nicht. Schon jetzt ist es eigentlich kaum fassbar, dass nicht jeden Morgen ein Fahrradunfall nach dem anderen passiert. Auch bietet das Rad keine Lösung für die vielen Pendler von außerhalb, was ist mit den Älteren, Kranken und so weiter? Die alten, besonders schadstoffintensiven Autos stillegen – schön und gut, es kann sich aber schlicht nicht jede*r ein neues Auto leisten. Wer Kohle hat darf in die Stadt, die anderen müssen draußen bleiben? Ein erschreckendes Bild. Von den Menschen auf dem Land, die mal eben eine halbe Stunde Fahrtstrecke zum nächsten Arzt oder zur Apotheke benötigen, haben wir noch gar nicht gesprochen…

Ein generelles Umdenken muss her. Wir könnten uns vorstellen, dass ein attraktiver und kostenneutraler öffentlicher Personennahverkehr, der auch fährt, wenn Mensch ihn benötigt, Car sharing, die Wiederbelebung der Wohnquartiere mit attraktiven Läden und Freizeitangeboten und ein gut erreichbarer Park and Ride Service für die Innenstadt ein Teil einer Lösung sein könnten.

Aber auch einfach mal mit dem Rad die Brötchen holen, regionale Waren und Produkte bevorzugen, kann schon eine Menge bringen. Wir haben uns vorgenommen, bis 2020 soweit zu sein, 50% unserer Abokisten mit dem Rad auszuliefern, das nächste Transportrad ist schon bestellt, das macht Spaß und stinkt nicht.

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