Auf Oldenburgern Straßen

Keno Westhoff
Oldenburger Kältebaum.

Der Kältebaum am Oldenburger Bahnhofsplatz. Foto: Jürgen Amelung.

Der Oldenburger Kältebaum, iniitiert von der hiesigen aufstehen-Ortsgruppe, sorgte für viel positives Feedback. Generell ist der Winter die Zeit, in der verstärkt über Obdachlosenhilfe diskutiert wird. Klar, unter kaum anderen Umständen sind Wohnungslose derart stark gefährdet wie bei frostigen Temperaturen. Es fehlt eine konstante, globale Betrachtung des Themas – im Sommer verschwindet die Obdachlosigkeit nicht auf magische Weise. Und: Der Kältebaum ist keineswegs das erste Angebot für Obdachlose in der Stadt.
Die Johanniter betreiben den Kältebus. Der steht freitags von 18 bis 20 Uhr und samstags von 14 bis 16 Uhr am Bahnhofsplatz. Je nach Witterungslage werden zusätzliche Termine anberaumt. Obdachlose können dort das Nötigste bekommen: warme Getränke, heiße Suppe, Tiernahrung, Kleidung, Schlafsäcke, aber auch psychosoziale Beratung durch ausgebildete Kräfte.
Der Kältebus setzt da an, wo der Sozialstaat aussetzt. Er ist ein niedrigschwelliges Angebot, das – im Gegensatz zu den meisten behördlichen Maßnahmen – ohne vorherige Bedürftigkeitsprüfung in Anspruch genommen werden kann. Sieht man einen frierenden Obdachlosen in Not, kann der Kältebus über die Telefonnummer der Johanniter-Ortsverbandes, 0441 97 19 00, erreicht werden. Unterstützen kann man den Kältebus am besten über eine Geldspende:

IBAN: DE44 3702 0500 0004 3139 00
BIC: BFSWDE33XXX
Verwendungszweck: Kältebus OV Oldenburg
Der Kältebus der Johanniter.

Der Kältebus der Johanniter. Foto: Jürgen Amelung.

Das Diakonische Werk Oldenburg bietet eine Tagesunterkunft für Wohnungslose. Hier können Menschen ihren Hunger und Durst stillen, sich waschen, Leute treffen und unter Umständen sogar eine Meldeadresse für Postverkehr einrichten. Ambulante Maßnahmen und eine medizinische Grundversorung sind weitere Maßnahmen, die gewährleistet werden. Auch die Diakonie freut sich über Geldspenden:

IBAN: DE 71 5206 0410 2906 4060 41
BIC: GENODEF1EK1
Verwendungszweck: Aktion Volle Teller für Wohnungslose

Das Problem mit den Sachspenden

Sachspenden sind gut gemeint, allerdings nicht immer hilfreich für die Empfänger-Organisationen. Was soll ein*e Wohnungslose*r mit der dritten Winterjacke anfangen, wenn er oder sie eigentlich einen Schlafsack braucht? Ein Überangebot an bestimmten Gütern führt zu höheren Kosten in Organisation und Lagerung. Geldspenden ermöglichen eine flexiblere Beschaffung. Der Pressesprecher der Diakonie Oldenburger Land Frerk Hinrichs weist darauf hin, dass besonders Schlafsäcke auf ihre Taugklicheit überprüft würden. Es würden buchstäblich Leben gefährdet, wenn Menschen einen Sommer- statt Winterschlafsack bekämen.
Für Kleiderspenden stehen die Läden der Diakonie zur Verfügung. Außerdem könne nie zu viel Kaffee an die Bahnhofmission gespendet werden, die ebenfalls von der Diakonie betrieben wird.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?

Eine Bedürftigkeitsprüfung lehnen die Organisationen sowohl im eigenen Betrieb als auch politisch ab. Die sorge dafür, dass oft auch eigentlich Bedürftigen Leistungen versagt würden. Auch würden einige Bedürftige durch solche Prüfungen abgeschreckt. Letztendlich ist die Frage ja vor allem, warum ein so reiches und vermeintlich modernes Land wie Deutschland Wohnungslosigkeit nur symptomatisch bekämpft. Tut es im 21. Jahrhundert noch Not, dass Menschen unter widrigen Umständen auf der Straße leben? Die Diakonie fordert deshalb ein „Recht auf Wohnen“ und eine Reform des Arbeitslosengeldes II, vulgo Hartz IV. So schnell kommt man vom Oldenburger Bahnhofsplatz zur Berliner Bundespolitik, von Winterschlafsäcken zu grundlegenden Menschenrechten.

2 Comments

  1. Ein Bürger Antworten

    So gut ist die Aktion „Kältebaum“ nicht aufgenommen worden. Es gab viele Beschwerden von Anwohnern usw. Ständig zerrissene Tüten (alleine Plastiktüten sind Umweltschädlich), Klamotten die im Dreck lagen. Bei schlechtem Wetter wurden die Klamotten feucht nass und modrig. Der Bericht ist übertrieben dargestellt. Oldenburg hat genug Organisationen, die den Bedürftigen mit allem was sie benötigen helfen und versorgen. Dort ist man wirklich anonym und nicht auf dem Präsentierteller Bahnhofsvorplatz wo jeder sehen kann, wer was dran hängt oder abhängt. Und genau aus o.g. Gründen macht die Ortsgruppe „aufstehen“ dieses Jahr KEINE Kältebaumaktion und möchte dafür auch nicht (ebenso unsere Ideen und unser Genankengut) von selbsternannten Straßenengeln, die besser die vielen anderen Organisationen und Institutionen unterstützen könnten, benutzt werden.

    • Sebastian-Julian K. Antworten

      Ich arbeite dort schräg gegenüber mit Blick auf den Bahnhofvorsplatz und habe des öfteren gesehen und mich auch genauso oft beschwert, das dort die Tüten und einfach abgestellte Müllsäcke aufgerissen und die Sachen einfach im Matsch liegen gelassen wurden. Allerdings weniger von den Obdachlosen, die man dort so regelmäßig antrifft. Auch sah ich mal im vorbeigehen dass dort offene Lebensmittel hingen. Das geht gar nicht. Es ist ja schon eine gute Sache, wenn es gar keine anderen Hilfsangebote gäbe aber es kann nicht gewährleistet werden, dass es dort ordentlich behandelt wird, weil es nicht 24 Std. am Tag bewacht wird bzw. werden kann. Anders ist es bei dem Kältebus und Co. Sie sind vor Ort. Offen zugänglicher Kälte bzw. Klamottenbaum muß bei den bestehenden Hilfeangeboten nun wirklich nicht sein. Das Ordnungsamt tut sich bei evtl. erneuter Bewilligung, uns, den Bedürftigen, die sich an vielen Stellen bekommen können was sie benötigen und der Stadt keinen Gefallen damit.

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